Hintergrund

Kwekerij Litjens ist ein Gartenbaubetrieb mit modernen Gewächshäusern. Sie haben eine Gesamtanbaufläche von 18,3 Hektar, verteilt auf die drei Standorte in Meterik, Velden und Melderslo. Das Unternehmen produziert jährlich rund 6 Millionen Kilo rote und gelbe Paprika auf eine nachhaltige und verantwortungsvolle Weise. Um dies zu garantieren, hat sich das Unternehmen für das sogenannte „Global Gap“, das Gütezeichen „Grasp“ und „On the way to Planet Proof“ zertifizieren lassen. Der Vertrieb der Paprika erfolgt über die Fossa Eugenia.

Die Geschäftsführer Marc und Nicole Litjens engagieren sich aktiv auf der „Platform Tuinbouwreststromen“. Sie untersuchen, inwieweit Gartenbauabfälle, die in ihrem Betrieb entstehen, als Rohstoff für neue Produkte genutzt werden können. Ansatzpunkte sind unter anderem das Recycling von Stretchfolien/Agrarfolien, die Verwendung von Laub und Stammmaterial als Faserquelle für Baustoffe oder als Bodenverbesserungsmittel. Eine wichtige Voraussetzung für die Nutzung dieser Materialien in den verarbeitenden Betrieben, sind homogene Rohstoffe, die möglichst frei von Verunreinigungen sind. Das Unternehmen untersucht daher aktiv, wie Geschäftsprozesse angepasst werden können, um die Gartenbauabfälle möglichst sortenrein entsorgen zu können.

Herausforderung

Für die Kultivierung von Paprika wird eine Schnur verwendet, an der die Pflanze hochwachsen kann und gestützt wird. Diese Schnur muss hohe Anforderungen in Bezug auf Bruch, Dehnung, Handhabung und Preis erfüllen. Bisher erfüllten nur synthetische Schnüre diese Anforderungen.

Da sich die Pflanze während der Kultivierung um die Schnur wickelt, ist es sehr arbeitsintensiv, am Ende der Saison die Pflanze von der Schnur zu trennen. Bei der bisherigen Arbeitsweise werden die Kunststoffschnur und das Pflanzenmaterial bei der Räumung des Gewächshauses zusammen geschreddert, wodurch mit Kunststoff kontaminierte Pflanzenreste entstehen. Dieses Material wird dann durchgesiebt und der größte Teil des Kunststoffs entfernt. Es ist jedoch nicht möglich, den gesamten Kunststoff herauszufiltern. Dies führt einerseits zu verunreinigtem organischem Material, das nur als minderwertiger Kompost oder Gartenerde verwendet werden kann, und andererseits zu stark verunreinigten Kunststoffabfällen, die nicht für das Recycling geeignet sind.

Für eine hochwertige Verwendung des organischen Materials wird eine alternative Schnur benötigt, die den Anforderungen der Gärtner entspricht und zu keiner Kontamination der Pflanzenreste führt.

Lösung

Die Vorschriften zur Entsorgung von mit Kunststoff kontaminiertem Pflanzenmaterial sind in Deutschland anders als in den Niederlanden. In Deutschland wird das Pflanzenmaterial häufig direkt auf die Felder ausgebracht, so dass eine Kontamination von organischem Material mit Kunststoff höchst unerwünscht ist. Daher beschäftigt man sich in Deutschland schon länger mit Alternativen zur Kunststoffschnur und verfügt über gute Erfahrungen. Über Mertens und die „Platform Tuinbouwreststromen“ wurde die Verbindung zur Biopacks GmbH aus Thiendorf hergestellt. Dieses Unternehmen hat eine Schnur auf Basis von Zellulosefasern entwickelt, die derzeit erfolgreich beim Anbau von Tomaten und Gurken eingesetzt wird. Durch eine Weiterentwicklung der ECOTWINE-Schnur von Biopacks soll der Einsatz auch im Paprikaanbau ermöglicht werden.

Forschung

Gemeinsam mit Biopacks, Mertens und der „Platform Tuinbouwreststromen“ wurde Anfang 2022 der Entschluss gefasst, die Einsatzmöglichkeit dieser Schnur im Paprikaanbau zu testen. Auch Fresh Peppers aus Baarlo zeigte Interesse, an diesem Pilotprojekt teilzunehmen. Daraufhin nahm die „Platform Tuinbouwreststromen“ Kontakt mit Circular Bio auf, um finanzielle Unterstützung für den Test zu erhalten. Circular-Bio ist ein INTEREG-Projekt, das die deutsch-niederländische Zusammenarbeit im Bereich der Kreislaufwirtschaft durch ein Voucher-Programm unterstützt.

Um die Schnur von Biopacks unter verschiedenen Bedingungen testen zu können, wurden an den drei Standorten von Litjens und einem Standort von Fresh Peppers Versuche durchgeführt. Eine der Paprikareihen wurde immer mit Ecotwine ausgestattet. Die gesamte Testfläche betrug ca. 2000 m. Der Test wurde von zwei Workshops vor Ort bei Litjens und einer digitalen Beratung begleitet, bei denen die Erfahrungen ausgetauscht und diskutiert wurden. Firma Mertens, der Lieferant der ECOTWINE in den Niederlanden, war an dem Pilotprojekt beteiligt, um sicherzustellen, dass die gewonnenen Erkenntnisse auch anderen Erzeugern zur Verfügung gestellt werden können

Befund

Das größte Risiko während des Pilotprojekts bestand darin, dass viele Schnüre reißen könnten. Dies hätte den Produktionsablauf gestört und zu Mehrarbeit sowie Produktionsausfällen geführt. Bei den Tests kam es zu keinen Abrissen. Die Zelluloseschnur ist stark genug, um einen vollständigen Kultivierungszyklus zu überstehen. Allerdings zeigt sie noch zu viel Dehnung. Sie musste während der Kultivierung nachgespannt werden, was zusätzliche Arbeit bedeutete. Da die Schnur glatter ist, wurde als ein Grund für die Dehnung angenommen, dass sich der Knoten, mit dem das Seil an der Pflanze befestigt ist, verschoben hatte. Nach einem Test mit verschiedenen Arten von Knoten scheint es, dass die Art des Knotens die Dehnung nicht beeinflusst.

Eine weitere Ursache für die stärkere Dehnung könnte laut Hersteller sein, dass die Schnur zum Zeitpunkt des Aufhängens nicht ausreichend akklimatisiert war. Änderungen der Temperatur und Luftfeuchtigkeit können zu zusätzlicher Dehnung geführt haben. Es wurde daher vorgeschlagen, die Schnur ein paar Tage vor dem Aufhängen ins Gewächshaus zu stellen, um sich den klimatischen Gegebenheiten anpassen zu können.

Da die Zelluloseschnur glatter ist, ist eine andere Arbeitsweise beim Anbinden der Schnur erforderlich. Auch muss die Maschine, mit der die Schnur auf Länge gebracht wird, angepasst werden, um sicherzustellen, dass sie nicht verrutscht.

Litjens und Fresh Peppers sind sich einig, das Pilotprojekt im Jahr 2023 fortzusetzen. Obwohl es noch Herausforderungen in Bezug auf die Handhabung der Schnur gibt, sind sie überzeugt, dass synthetische Schnüre zeitnah ersetzt werden können. Im Jahr 2023 wird es ein Follow-up des Pilotprojekts geben, an dem sich weitere Erzeuger beteiligen können. Ziel ist es, das Handling mit der Zelluloseschnur zu verbessern unter Beachtung ihrer technischen Eigenschaften.

Vorteile

Die Verwendung von Schnur auf Zellulosebasis ermöglicht eine höhere Verwertung des Pflanzenmaterials. Dies führt direkt zu niedrigeren Kosten beim Verkauf an Kompostierer. Darüber hinaus ergibt sich die Möglichkeit, das Material als Rohstoff für Baustoffe zu verwenden.

Möchten Sie auch biologisch abbaubare Schnur verwenden?

Dann nehmen Sie Kontakt zu Mertens auf:

Ansprechpartner: Mat Versleijen
e-mail: m.versleijen@mertens-groep.nl
Tel: +31 (0)6 27044319

Überblick:

Züchter: Kwekerij Litjens
Standort
: Meterik, Melderslo, Velden
Kulturpflanzen
:  Rote und gelbe Paprika
Die Lösung
: Schnur auf Zellulosebasis
Verarbeitungspartner: DRUPL, ECORChain

Partners: Mertens, Biopacks

Anbauer: Fresh Peppers
Standort
: Baarlo
Kulturpflanzen
:  Paprika
Die Lösung
: Schnur auf Zellulosebasis
Verarbeitungspartner: DRUPL, ECOR
Partners: Mertens, Biopacks

Über:

Datum: Dezember 2022
Autor: Willem van Hoof
info@platformtuinbouwreststromen.nl
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Die Plattform Tuinbouwreststromen vereint Wissen und Expertise, um eine (höhere) Verwertung gartenbaulicher Restströme zu erreichen und so zu einem zirkulären Ertragsmodell für Unternehmer beizutragen. Auf diese Weise erfüllt Platform Tuinbouwreststromen das wachsende soziale und politische Bedürfnis nach einem nachhaltigeren, zirkulären Agrar- und Gartenbausektor. Platform Tuinbouwreststromen wurde von den Erzeugerverbänden Fossa Eugenia, Koninklijke Coöperatieve Telersvereniging Zuidoost-Nederland (ZON) und Sunfresh sowie dem Limburgse Landbouw- en Tuinbouw Bond (LLTB) gegründet.

Weitere Informationen zur Verwertung von Restströmen aus Landwirtschaft und Gartenbau unter: www.platformtuinbouwreststromen.nl

Dieses Pilotprojekt wurde mit finanzieller Unterstützung von: